Email aus New York – junge Gründerin stellt sich am 27. Juni auf dem Limburger Gründertag vor

„Als Zehnjährige habe ich eine Mode-Illustration aus einem Fashion-Magazin unserer Nachbarn gerissen, die Vorlage bestimmt über zweihundertmal abgepaust und jedes Mal neu designed: mal mit Jacke, mal mit Muster – stets anders“, erinnert sich Christina Claus. Als sie wenig später erfuhr, dass sie diese Leidenschaft auch zu ihrem Beruf machen kann, war das Berufsziel früh definiert: „Ich wollte Fashion-Designerin werden“, lächelt die 29-jährige.

Christina Claus - Fashion-Designerin aus Elz

Christina Claus – Fashion-Designerin aus Elz

Während viele andere Abiturienten nach der Schule zunächst ein Auslandsjahr einlegen, studierte Christina Claus sieben Semester an der renommierten Düsseldorfer „Akademie Mode & Design“. Nach dem Abschluss als Fashion-Designerin (Bachelor of Arts) folgten Praktika in London, New York und Manchester. Vor drei Jahren sprach ein Vertriebsprofi aus Heidelberg die junge Frau an. Er wollte eine eigene Jeans-Kollektion an den Markt bringen und fand in der Absolventin eine junge, kreative Designerin. „Die künstlerische Arbeit macht aber etwa nur die Hälfte meiner Arbeit aus“, berichtet die Elzerin. Neben dem Design gilt es auch technische Zeichnungen anzufertigen, in denen jedes Kleidungsstück detailliert bis auf die Fadenstärke beschrieben wird. Zur Arbeit gehört auch die Suche nach Produktionsstätten, die das Start-Up in der Türkei und in Portugal fand. Nach dem erfolgreichen Start wurde eine große Hamburger Jeans-Produktionsfirma auf die beiden Newcomer aufmerksam und kaufte Christina Claus sowie ihren Chef als Berater ein. „Hier kam ich erstmals mit Freelancern in Kontakt, die ebenfalls für das Unternehmen tätig waren. In unserem Business ist es nicht unüblich, einen Arbeitsplatz unbesetzt zu lassen und mit wechselnden Freelancern zu besetzen, um stets neue Ideen und frischen Wind ins Office zu bekommen“, erklärt die Designerin. Durch den Kontakt mit den Freiberuflern verlor die junge Angestellte ihre Vorbehalte gegen eine Selbständigkeit und lies sich auch hinsichtlich einer eigenen Freiberuflichen Laufbahn von Herrn Walter Gerharz (WFG) eingehend beraten und betreuen.

„Natürlich habe ich mich auch auf feste Stellen in den Modemetropolen Hamburg, Berlin oder München beworben, jedoch ist es durch die sehr hohe Anzahl an Bewerbern und der recht geringen offenen Stellen nicht einfach, genau den Job zu finden, der auch zur eigenen Expertise passt“, schildert Christina Claus.

Dann kam eine Email aus New York. Eine erfolgreiche Freelance Designerin bot Christina Claus ein halbjähriges Online-Seminar an. Inhalt war neben der effizienten Nutzung einer Grafik-Software auch eine intensive Vorbereitung auf eine Freelance-Tätigkeit. „Heidi nahm mir und den anderen Teilnehmern sämtliche Ängste, machte uns Mut und erläuterte alle Facetten von der Kundenansprache über die Preisbildung bis zu Nachkundenbetreuung. Wichtig ist, dass man seine Nische findet und sein Wissen, seine Kontakte sowie die eigene Expertise zur Verfügung stellt“, so die Modedesignerin weiter. Weil viele Designer mit den schnell wechselnden Kollektionen in kurzer, saisonaler Taktung häufig überlastet sind, stellt sich der Markt für die junge Frau, die heute noch zwischen Elz und Heidelberg pendelt, ausgesprochen positiv dar. Ihre Kunden findet Sie durch „Email-Pitching“, eine auf die jeweiligen Unternehmen zugeschnittene Emailbewerbung, in der es wichtig sei, den Mehrwert für das Unternehmen hervorzuheben. Häufig werden dabei für den potenziellen Auftraggeber ausgewählte Arbeitsproben mitgesandt. Von den üblichen Freelance-Plattformen im Internet hält die selbstbewusste Frau wenig: „Erfolg hat hier nur, wer sich preislich ständig unter Wert verkauft“, gibt sie zu bedenken. Ihre Klientel sind vor allem Klein- und Mittelstandsunternehmen, die für jede Hilfe dankbar sind, um das Ar-beitsvolumen bewältigen zu können. Inzwischen wird ihre Arbeitskraft und Kreativität auch von zufriedenen Kunden wiedergebucht. Nebenbei entwirft sie auch Logos, Werbemittel und Verpackungen: „Man muss eben flexibel sein“. Mit einem Klischee räumt Christina Claus auf: „Wer denkt, Fashion-Designer sitzen in einem weißen Raum und erfinden eine Kollektion nach der anderen, irrt gewaltig.“ Das wäre viel zu zeitaufwändig. Wichtig sei die Inspiration. Die holt sich die Modeschöpferin explizit in der Natur, auf Messen, an Laufstegen und in den Boutiquen. Insbesondere in England und in den Niederlanden finde man viele tolle Anregungen: Die Briten und Holländer nehmen sich selbst nicht so ernst. Sie sind in der Mode mutiger und unbeschwerter.“

Wer ebenfalls die Aufnahme einer selbständigen Tätigkeit plant, kann sich am Donnerstag, 27 Juni, 19 bis 21 Uhr, beim 23. Limburger Gründertag darüber informieren, was man beim Exis-tenzgründen beachten sollte und wo es Hilfen gibt. Themenschwerpunkte sind in diesem Jahr die Herausforderungen junger Unternehmen und die meistgestellten Fragen im Gründungsprozess. An 17 Themeninseln beraten Experten zu Themen rund um die Selbständigkeit. Der Gründertag ist eine gemeinsame Initiative der IHK Limburg, Wirtschaftsförderungs GmbH Limburg-Weilburg-Diez, Kreishandwerkerschaft Limburg-Weilburg, und der Agentur für Arbeit Lim-burg-Wetzlar. Die Veranstaltung, in der Christina Claus und zwei weitere Gründer auch Fragen der Besucher beantworten, findet in den Räumen der IHK in Limburg statt.