Diplom-Musiker gibt jetzt bei Knebel GmbH den Ton an

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IMG_3699Atanas Kostandinov übernimmt Geschäftsführung des Limburger Unternehmens

„Es gab Befürchtungen, dass ich nach der Übernahme des Unternehmens die Produktion ins Ausland verlege oder Personal abbaue“ berichtet der gebürtige Bulgare Atanas Kostandinov, der im April die Limburger Knebel GmbH übernommen hat. Aber beides kam für den Diplom-Musiker zu keiner Zeit in Frage. „So etwas kann vielleicht bei großen Unternehmen funktionieren, aber für ein Kleinunternehmen ist die Produktion und alles was damit zusammenhängt über eine solche Distanz weder kontrollierbar, noch logistisch sinnvoll. Außerdem produzieren wir in der Region für die Region und können so einen Top-Kundendienst leisten“, unterstreicht der frisch gebackene Unternehmer seine Firmenphilosophie. Und anstatt Personal zu reduzieren, sucht er schon jetzt einen zusätzlichen Ingenieur und eine weitere Vertriebskraft.
Dass er heute Unternehmer ist, war vor einem Jahr noch nicht absehbar. Zwar wussten die 16 Mitarbeiter, dass die kinderlosen Firmengründer in absehbarer Zeit in den Ruhestand treten würden, aber die Zukunft des Unternehmens war lange Zeit ungewiss. „Irgendwie war es eine Hängepartie, die Gründer machten zwar immer weiter, verloren sich aber auch in Nebengeschäften und mieden notwendige Veränderungen“, erinnert sich Kostadinov. Im Februar ging dann alles sehr schnell. Die Firmeninhaber beschlossen, das Unternehmen zum 1. April zu veräußern. Kostadinov, der vor zehn Jahren der Musikbranche den Rücken gekehrt hatte und sich seither beruflich den erneuerbaren Energien zugewendet hatte, war zu diesem Zeitpunkt vier Jahre im Vertrieb des Betriebes tätig – zuletzt als Vertriebsleiter. Der heute 38jährige beschloss, die Firma, die Infrarot-Heizsysteme herstellt und vertreibt, zu übernehmen. „In den zwei Mona-ten war es kaum möglich, den Betrieb von der Führungsebene her kennenzulernen. Normaler-weise sollte man in dieser Position mindestens einen Jahreszyklus miterleben“, sagt der neue Geschäftsführer. Die erste Zeit nach der Übernahme war nicht einfach. Denn im laufenden Be-trieb galt es, das Unternehmen wieder auf das Kerngeschäft auszurichten, zu sanieren, die Ver-triebsstruktur vom Endkundengeschäft auf ein Händlersystem umzustellen und dabei weitest-gehend auf Fremdfinanzierung zu verzichten. Dem neuen Chef war es wichtig, den ehemaligen Kollegen alle Veränderungen und Hürden offen zu kommunizieren. Bei der Neuausrichtung des Unternehmens kam es Kostadinov zu Gute, dass er seit drei Jahren neben seiner Berufstätigkeit ein Teilzeitstudium der Betriebswirtschaft absolviert, das er im kommenden Mai abschließt. Seit nunmehr zwei Monaten läuft das Unternehmen in den gewünschten Bahnen „und das mit Erfolg“, freut sich der Wahl-Limburger, der schon die nächste richtungsweisende Entscheidung getroffen hat: Weil das Betriebsgebäude viel zu groß ist, zieht das Unternehmen im Dezember in ein kleineres und moderneres Firmengebäude in Runkel-Steeden.
Kostadinov freut sich, dass seine Strategien aufgehen und stellt eigene Bedürfnisse hinten an: „Ich glaube, ich fahre das älteste Auto der Belegschaft und in den nächsten Jahren ist an Urlaub nicht zu denken“, schmunzelt der Mann, der jetzt auch wenig Zeit für die Musik findet. Aber das gehört zu seiner Philosophie: „Ich diene dem Unternehmen, nicht umgekehrt“, sagt er abschließend freundlich – aber bestimmt.