Vom Einmannbetrieb zum europäischen Marktführer

Dr. FischerWie es begann: Statt Kuchen wurden Halogenlampen im heimischen Herd gebacken
In nur 40 Jahren: Vom Einmannbetrieb zum europäischen Marktführer
Landrat Michel würdigt erfolgreiches Unternehmerehepaar im Jubiläumsjahr
Limburg-Weilburg. – In Amerika würde man ihn als Selfmademan bezeichnen – nein, richtig muss es heißen: Selfmadefamily, denn erfolgreich geworden ist der Unternehmer Dietmar Kegler aus Dornburg-Dorndorf zusammen mit seiner Ehefrau Heike,   und heute sind ihre beiden Kinder Christian und Anna bereits dabei, in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten.
Familie Kegler zeichnet heute verantwortlich für die Dr. Fischer Gruppe, die aus insge-samt sieben Firmen in Europa und Asien besteht. In weniger als 40 Jahren hat Kegler die Firmengruppe vom Einmannbetrieb zum Marktführer für Spezialleuchten in Europa mit 620 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund 84 Millionen entwickelt. Dies war vor weni-gen Wochen ein besonderer Grund zum Feiern. Die Tochterfirma Kandem konnte ihr 125-jähriges Bestehen blicken. Landrat Manfred Michel und Walter Gerharz von der WFG gratulierten zum Jubiläum und besuchten das erfolgreiche Unternehmerehepaar in Dorndorf.
Angefangen hat alles in den 80er Jahren. Dietmar Kegler war nach seiner Ausbildung bei Buderus in Staffel und dem Ablegen der Meisterprüfung inzwischen technischer Leiter der Produktion der Speziallampenfabrik Dr. Fischer und zuständig für Neuentwicklungen. Doch seine Idee von einer neuartigen Halogentechnik konnte er bei der 100-prozentigen Philipstochter nicht umsetzen. Kegler glaubte aber an den Erfolg seiner Neuentwicklung, kündigte kurzerhand sein Arbeitsverhältnis bei Dr. Fischer und machte sich in dem Westerwaldort Dorndorf selbstständig. Statt Kuchen wurden nun Halogenlampen im heimischen Küchenherd gebacken. „Der Kitt musste aushärten“, erzählt der Seniorchef. Damit war die  Kegler Lichttechnik GmbH geboren.
Die Familie arbeitete mit, Mitarbeiter wurden eingestellt, eine Halle angemietet. Die Kegler Lichttechnik etablierte sich sehr schnell zu einem anerkannten Produzenten von Spezialhalogenlampen. Bei Dr. Fischer liefen die Geschäfte inzwischen nicht mehr so gut. Der Besitzer, die Philips Licht GmbH in Eindhoven reagierte und meldete sich beim ehemaligen  Dr. Fischer-Mitarbeiter Dietmar Kegler und bot ihm die Geschäftsführung der Speziallampenfabrik an. Kegler willigte ein und konnte nach und nach Anteile an Dr. Fischer erwerben.
Neue Firmengründungen, die 100 prozentige Übernahme von Kandem 2001, der Kauf des Philipswerkes  in Frankreich in 2007 und eines weiteren Philipsstandortes in Italien folgten.
2010 kam die Dr. Fischer LED GmbH hinzu. Zurzeit hält die Gruppe sechs Patente in 25 Ländern. Die Maschinen, die für die Produktion benötigt werden, entwickelt und baut das Unternehmen in Frankreich mittlerweile zum großen Teil selbst.
So hat der Dorndorfer das Unternehmen gemeinsam mit seiner Frau Heike kontinuierlich aufgebaut und weiterentwickelt, die von Philips übernommen wurden alle sehr erfolgreich saniert. Zwei Kinder unterstützen die Eltern in der Geschäftsleitung. Christian ist für die gesamte Technik zuständig – der Diplom-Ingenieur hat Maschinenbau studiert –, Anna Wallner verantwortet nach einem BWL-Studium Finanzen und Personal. Der rasante Aufschwung hat mehrere Gründe. Das Unternehmen hat sich lange auf handgefertigte Nischen-Produkte konzentriert, die am heimischen Standort entwickelt, hergestellt und designed werden. „Wir können auch komplizierte Sonderwünsche auf flexiblen Anlagen kostengünstig erfüllen“, erklärt Dietmar Kegler. Erst seit fünf Jahren fließt auch Masse vom Band; im Werk in Frankreich. Heute produziert Dr. Fischer 3000 verschiedene und insgesamt fast 150 Millionen Lampen im Jahr. „Wir sind sehr zufrieden“, sagt der Chef bescheiden.
Seine Leuchten begegnen uns überall im Alltag und in der ganzen Welt. Egal, ob wir an einer Ampel, an einem Bahnübergang warten oder beim Zahnarzt den Mund aufmachen. Die Leuchten aus Diez und Dorndorf sorgen dafür, dass Piloten auf Flughäfen die Landebahn besser sehen, Hubschrauber auf Bohrinseln in der Nordsee sicher aufsetzen und Schiffe den Weg durch den Suezkanal finden. Sie signalisieren Zugführern freie Fahrt, verschaffen Medizinern bei der OP gute Sicht, setzen Sänger und Schauspieler auf großen Bühnen ins Licht und lassen Stadien wie die Münchner Allianz-Arena und das Berliner Olympiastadion erstrahlen.
Die KEGLER Lichttechnik in Dorndorf ist die kleine und feine Tochter. Hier hat Heike Kegler das Sagen. Sie kennt alle Arbeitsabläufe, leitet die Mitarbeiterinnen an und arbeitet im Team mit. 15 Mitarbeiter produzieren in Handarbeit äußerst hochwertige Lampen, die in der Medizin begehrt sind. Landrat Michel würdigte den Unternehmergeist der Familie als beispielgebend für den Landkreis. Erfreut zeigte er sich auch über die große Anzahl von Auszubildenden im Unternehmen: 30 in der kompletten Gruppe, viele davon auch in der heimischen Region.
Im LED-Geschäft sieht Kegler die Zukunft, auch für sein Unternehmen – mit positiven ökonomischen und ökologischen Folgen. Ganz neu ist die OLED-Technik. Dabei handelt es sich um organische LED (OLED). Es sind sehr dünne Lichtquellen (unter zwei Millimeter), die nur 30 Grad warm werden und ein sehr angenehmes, homogenes Licht produzieren. Sie bringen Licht an ganz neue Stellen und ungenutzte Ort: in Wände und Decken, Fensterscheiben und vieles mehr. Im Moment ist diese Technik noch sehr teuer aber erste Schritte zur Massenproduktion werden folgen, da ist sich Dietmar Kegler sicher.